Das Museum ist in der 1956 vom Amerikanischen Archäologischen Institut wieder aufgebauten Stoa untergebracht, die im 2. Jh. v. Chr. auf Kosten des Attalos, des Königs von Pergamon, errichtet worden war. Die Sammlung dieses Museums, eines der wichtigsten Athens, enthält Funde, die mit dem gesellschaftlichen und politischen Leben zusammenhängen, das 36 Jahrhunderte lang auf der Agora seine Spuren hinterlassen hat; die ältesten Funde aus der Zeit um 3000 v. Chr. stammen aus neolithischen Brunnen und die spätesten aus dem 6. Jh. n. Chr., als Justinian die Philosophenschulen schließen ließ und die Agora verwaiste.
Die Attalos-Stoa, die eine Art Geschäftszentrum darstellte, ist auf der Basis der detaillierten antiken Beschreibungen und mit demselben Material wieder aufgebaut worden, aus dem die erhaltenen originalen Fragmente gearbeitet sind. Die Objekte in den in der Halle aufgestellten Vitrinen sind chronologisch angeordnet.
Die rote Keramik, die man als erstes sieht, stammen aus 20 Brunnen in der weiteren Umgebung und stellen die ältesten Zeugnisse für die Besiedlung dieses Gebiets in neolithischer Zeit (um 3000 v. Chr.) dar.
Aus der Zeit um 1400 v. Chr. stammt die bronzezeitliche Keramik, die aus 47 mykenischen Gräbern geborgen worden ist. Das eindrucksvollste Stück ist ein Schmuckkästchen (Pyxis) aus Elfenbein, auf dem einen Löwen anfallende Greifen dargestellt sind und das offensichtlich einer reichen Athenerin jener Zeit gehört hat.
Aus geometrischer Zeit (9.-7. Jh. v. Chr.), als die geschwungenen Linien und die pflanzlichen Motive der mykenischen Zeit von schwarz gemalten, streng geometrischen Ornamenten abgelöst wurden, stammen weitere wichtige Fundstücke, die interessantesten aus einem Frauengrab aus der Zeit um 850 v. Chr.: Um die Grabamphora, die die Asche der Verstorbenen enthielt, waren über 50 kleinere Gefäße, Goldringe, zwei eindrucksvolle goldene Ohrgehänge mit Granatäpfeln und eine Tonpyxis angeordnet, deren Deckel mit Mäandern und fünf kleinen Pferdestatuetten geschmückt ist und in der die Verstorbene zu Lebzeiten ihren Schmuck verwahrt hatte.
Eine weitere Pyxis trägt drei Pferdchen auf dem Deckel. Aus derselben Epoche stammt eine große Amphora des 7. Jhs. v. Chr., die mit einem Stierkopf bemalt ist.
Aus der Zeit des Höhepunkts der athenischen Demokratie (1. Hälfte des 5. Jhs. v. Chr.) stammen die Gefäßscherben (Ostraka), in die die Athener die Namen derjenigen eingeritzt haben, von denen sie glaubten, dass sie eine zu große Macht erlangt hatten und deshalb zum Schutz des Staats verbannt werden sollten. Man liest die Namen berühmter Athener, wie den des Aristides, des Themistokles, des Kimon und des Perikles, von denen nur der letztgenannte der Verbannung entgangen ist.
Bedeutende Funde aus klassischer Zeit während der auch das Hephaisteion (Theseion) errichtet worden ist, sind das Bronzeschild mit einem Durchmesser von etwa 1 m, den die Athener von den Spartanern erbeutet hatten, und die Hermenpfeiler, die die Athener an den Eingängen zur Agora aufgestellt hatten. Aus dieser Zeit stammt auch die aus zwei kleinen Gefäßen bestehende Wasseruhr; durch das kleine loch im Boden des einen rann das Wasser in das niedriger aufgestellte andere. Mit Hilfe solcher Uhren wurde die Redezeit vor Gericht auf etwa sechs Minuten beschränkt. Die Maße und Gewichte zeugen von der regen Handelstätigkeit in dieser Gegend. Ferner sieht man ein schönes Salbengefäß in Gestalt eines knienden Jünglings sowie zahlreiche schwarz- und rotfigurig bemalte Gefäße. Eindrucksvoll sind die tragbaren Terrakottaherde und –grills, die in einer der Vitrinen zusammengestellt sind. Ein Meisterwerk ist der Bronzenkopf der Göttin Nike, deren Haar mit Gold und Silber überzogen war.
Aus hellenistischer Zeit stammen das Schwert und das Bein einer bronzenen Reiterstatue des Demetrios Poliorketes (um 300 v. Chr.), das die Athener etwa 100 Jahre später in einen Brunnen geworfen haben, und das Demokratie-Dekret aus dem Jahr 336 v. Chr., auf dessen Relief Demokratia den thronenden Demos (das Volk) bekränzt und dessen Text den Volksbeschluss gegen die Diktatur überliefert.
Die wichtigsten Funde aus römischer Zeit sind, mit Ausnahme einiger in den Räumen aufgestellter Köpfe, in der offenen Halle aufgestellt. Dort sieht man auch zahlreiche andere Skulpturen von den Tempeln und den anderen öffentlichen Gebäuden der Agora. Hervorzuheben ist die kolossale Apollon-Statue, die im nahegelegenen Tempel des Apollon Patroos gefunden worden ist und wahrscheinlich von der Hand des Euphranor, eines der großen Bildhauer des 4. Jhs. v. Chr., stammt. Eindrucksvoll sind auch die Reliefs, die einst den Tempel des Hephaistos geschmückt haben.
In einer eigenen übersichtlichen Vitrine ist die Münzsammlung des Museums ausgestellt; man sieht charakteristische Beispiele aus allen Epochen. Die seltensten Münzen sind die beiden silbernen athenischen Tetradrachmen.
Copyright: Museen Griechenlands
Erevnites Edition
GR.OK.F.B.
Museum der antiken Agora
Attalos-Stoa, antike Agora
Plaka, Athen
